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Mirjam Neidhart

Theaterregisseurin und Autorin

Wie erklärst du einem Kind, aus was deine Arbeit besteht?

Sehr viel. Ich mache, was mich damals an die Schauspiel-Akademie zog: im Stücke Schreiben, Entwickeln und Inszenieren über Gesellschaft nachdenken. Dabei bin ich immer noch auf der Suche nach der richtigen Form und komme heute auf Ideen zurück, die ich schon vor der Schauspiel-Akademie hatte – und realisiere sie, dreissig Jahre später.

Was schreibst du, wenn Du beim Arzt oder im Flugzeug ein Formular ausfüllen musst, unter Beruf?

Theaterregisseurin und Autorin.

Hat Dein Werdegang etwas mit spezifischen Geschlechterrollen zu tun?

Ja, leider. Es war bitter zu realisieren, dass mein Geschlecht immer mal das falsche war. Manchmal war es auch das richtige. Lieber wäre mir gewesen, es hätte keine Rolle gespielt.

Gibt es einen Schlüsselmoment in Deinem Studium, von welchem Du heute noch zehrst?

Viele. Lilo Elias: Was sie unterrichtete, hatte keine Bezeichnung. Es war „Lilo“. Bei ihr lernten wir mit dem Körper zu hören, zu sehen, zu denken und vieles mehr. Improvisation bei Paul Weibel. Er hat mich so sehr geprägt, dass ich meinem ersten Intendanten vorschlug, als erste eigene Regiearbeit kein bestehendes Stück zu inszenieren, sondern eins zu entwickeln. Der Intendant ist darauf eingestiegen! Die Premiere war ein Erfolg. Regie bei Urs Schaub: Ich inszenierte eine Szene aus Anouilhs Antigone und fand dabei meinen jetzigen Beruf. Rollenstudium bei Peter Danzeisen: Eve im Zerbrochenen Krug. Kleists Verse spielten sich (fast) von alleine. Musik bei Jürg Kienberger: Zwischen Instrumenten, die wir nicht anrühren sollten, verlor ich die Geduld und lernte zu hören, wirklich zu hören und profitiere seither davon. Gabriel Hürlimann: Verbindlichkeit, Engagement, Wissen über Kommunikation und Verständnis für Gruppenprozesse vor, auf und hinter der Bühne.

Was beschäftigt Dich momentan am meisten?

Dass wir nicht sind, was wir sind, dass wir es gar nicht sein können, wir nur tun als ob – wie auf der Bühne – so im Leben.