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Sophie Walker

Game Designerin

In welcher Form arbeitest du mit anderen zusammen?

Weil wir im PROJEKT CH+ gemeinsam mit Wählerinnen und Wählern moderne Wahlhilfen entwickeln, arbeite ich mit den verschiedensten Personen zusammen, die unsere Apps testen. Um die gesammelten Ideen umzusetzen, bin ich mit meinem Entwicklungsteam unterwegs. Neben Leuten aus der Gameindustrie, der Forschung und der Politik, habe ich auch mit vielen Leuten zu tun, die ehrenamtlich engagiert sind. Solche Menschen sind besonders inspirierend.

Was wärst du sonst geworden, wenn nicht Game Designerin?

Von Freizeitpark-Gestalterin bis Astronautin war alles dabei. Die Alternative zum Game Design Studium war dann schlussendlich Tiermedizin.

Was treibt dich an?

Ehrliche, starke Menschen, die sich nach bestem Wissen und Gewissen für Gerechtigkeit und ein harmonisches Zusammenleben einsetzen. Jeder Mensch hat Ecken und Kanten, trägt aber auch Weisheit, Kreativität und Wärme in sich. Natürlich gibt es ebenfalls genügend Leute, die als profillose Kartoffeln herumpoltern und ihren Mist aus Ignoranz und Schmerz ins Universum trompeten – aber die interessieren mich weniger. Mich motiviert die Begegnung mit Menschen, die aufrichtig an das Gute in der Welt glauben und dafür einstehen.

Gibt es einen Schlüssel-Moment in deinem Studium, von dem du bis heute zehrst?

Es gibt zwei Momente: Ich wollte keine Game Designerin werden, weil ich nicht dazu beitragen will, dass Menschen in eine Abhängigkeit geraten - ihr Leben an sich vorbeiziehen lassen, während sie sich in digitalen Realitäten berieseln lassen. Mein damaliger Kunstlehrer meinte folgendes: “Heute können Kinder Games auf ihren Tablets bedienen bevor sie lesen und schreiben lernen. Alles wird digitaler, das können wir nicht ändern. Was du beeinflussen kannst, ist was die Leute auf ihren Geräten machen.” In diesem Moment wusste ich, dass ich Lernspiele entwickeln wollte. Fünf Jahre später stimmt die Prognose meines Lehrers. Alle sind online, hauptsächlich in sozialen Medien, welche so einladend gestaltet sind, dass sich viele Leute nicht losreissen wollen. Während der ersten Präsentation meiner Masterarbeit an der ZHdK, fasste einer meiner Professoren in Worte, was ich bis dahin nicht benennen konnte: die Maxime der Aufklärung ist heute so relevant wie damals. Durch die endlose Verfügbarkeit und den ununterbrochenen Konsum von Entertainment Medien wird es immer unattraktiver, sich mit unangenehmen Realitäten der Welt auseinander zu setzen. Entertainment-Algorithmen zeigen uns was wir sehen wollen, nicht was wir sehen müssen. „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“ Das gesellschaftliche Problem hat sich verändert: wir haben Zugang zu Wissen und könnten unser System mitgestalten – nichts zu wissen und nicht aktiv zu sein ist hingegen häufig die angenehmere, einfachere Option. Diesem Trend möchte ich entgegenhalten, indem ich Entertainmenttechniken für vermittlerische Zwecke einsetze. Daran glaube ich.

Etwas das du aktuell vermisst? Etwas das du immer vermisst?

In der Welt? Integrität und Nächstenliebe.